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Projekt Web Literacy: Wir helfen das Netz zu verstehen

Im englischen Sprachraum gibt es den Begriff „Literacy“, der sich gar nicht so ohne weiteres ins Deutsche übersetzen lässt.

Manchmal wird er mit „Alphabetisierung“ übersetzt – was definitiv viel zu kurz greift.

Manchmal wird er mit „Lese- und Schreibkompetenz“ übersetzt – was es schon eher trifft. Denn es geht darum, dass Menschen Geschriebenes nicht nur wahr- und aufnehmen können, sondern auch verstehen. Auf der anderen Seite sollen sie in der Lage sein, verständlich ihr eigenes Wissen – auch schriftlich – weiter zu geben.

Ich sehe schon, wie hier bei dem ein oder anderen das große Fragezeichen über dem Kopf schwebt und sich die Frage ins Bewusstsein schiebt:

„Und was hat das mit einer Web-Agentur zu tun?!“

Nun, schaut man sich die Definition von „Literacy“ mal genauer an, dann taucht da neben

“the ability to read and write“ außerdem auf: „…and use arithmetic“.

Also: Die Fähigkeit, zu Lesen, zu Schreiben und Arithmetik anzuwenden.

Und wo sind wir, wenn wir Worte in Schriftform und gelesen mit Zahlen und dem Rechnen verbinden?

Ganz genau: Willkommen in unserer Welt 😉

Trotzdem – was soll das Ganze hier?

Nun, das, was im Englischen als „Literacy“ bezeichnet wird, hat scheinbar von dem Netz und allem, was damit zu tun hat, Halt gemacht.

Immer weniger Internetnutzer verstehen, was im Netz überhaupt passiert – und immer Internet-Profis glauben, dass sie nur dann wichtig wirken, wenn sie möglichst viele „hippe“ Wörter und Abkürzungen benutzen. Damit wird die Kluft zwischen den Profis – den Agenturen, Programmierern, Optimierern, Digitalisierern – und den normalen Usern und den Unternehmern, deren Kerngeschäft nicht im Netz liegt, immer größer und größer.

Das Resultat sind Unternehmer, die verunsichert sind, weil sie die Sprache der Web-Profis nicht mehr verstehen. Geschäftsleute, die lieber einem leblosen Baukasten trauen, als einem daher schwafelnden Individuum mit kreativer Berufsbezeichnung.

Das Resultat ist ein grundlegendes Misstrauen gegen alles, was mit dem Web zu tun hat – oder denen, die damit gar ihr Geld verdient.

Auf der anderen Seite dieser Kluft stehen die Profis: Sie verwenden fast schon angstgetrieben so genannten Buzzwords, also wichtig klingende, ins sich aber meist schwammige Begriffen, weil ja sonst jemand verstehen könnte, was wie wirklich tun und dann sähen, dass das alles doch kein Hexenwerk ist.

Nein – die Web-Arbeiter sind keine Zauberer. Aber Handwerker. Auch alles, was mit dem World Wide Web zu tun hat, will gelernt sein. Man muss weder alles verstehen, was sie tun, noch alles selbst können. Aber:

Hintergrundwissen ist wichtig

Ziehen wir einfach mal unseren beliebten Autovergleich heran: Wer weiß, dass Eis glatt und rutschig ist, der fährt langsamer, wenn es draußen kalt und nass ist.

Ein grundlegendes Verständnis von Zusammenhängen hilft beim Fahren.
Ein grundlegendes Verständnis der Technik sorgt dafür, dass man eher gewillt ist, sich auch um sie zu kümmern.

Im Netz ist das ganz ähnlich: Es braucht eine gewisse Grundkompetenz, um überhaupt eine sinnvolle, begründete und auch wirtschaftliche Entscheidung treffen zu können.

  • Nur wer versteht, was ein Hacker davon hat, auch die Seite eines kleinen Unternehmens zu hacken, der wird verstehen, warum Updates wichtig sind. Schnelle Updates.
  • Nur wer versteht, was seiner Website zu Grunde liegt, der wird verstehen, wo Probleme auftauchen können.
  • Nur wer versteht, was Google kann und was nicht, der wird verstehen, wie Suchmaschinenoptimierung funktioniert und warum sie wichtig ist.
  • Nur wer die Semantik des WWW versteht, wird sie auch richtig anwenden können – wie bei einer Fremdsprache.

Von Literacy  zu Web Literacy

Das Verstehen von Vorgängen und ein Grundlagenwissen sind also auch im Netz wichtig.

So ist es nicht weiter verwunderlich, dass es – zumindest auf Englisch – auch den Begriff „Web Literacy“ gibt.

Bei Wikipedia definiert als:

“skills and competencies needed for reading, writing and participating on the web”

Also als „Kenntnisse und Fähigkeiten, die benötigt werden, im Netz zu lesen, zu schreiben und daran teilzunehmen.“

Ein Begriff übrigens, der schon in den 1990ern geprägt wurde. In Deutschland hat er jedoch so wenig Relevanz, dass es nicht einmal einen deutschen Artikel bei Wikipedia dazu gibt. Statt dessen setzt man hier auf „Medien-Kompetenz“ (media literacy). Schaut man sich aber an, was zum Beispiel an Schulen in Sachen Medienkompetenz vermittelt wird, sieht man schnell, dass der Unterschied zwischen Web Literacy und Medienkompetenz ähnlich groß ist, wie der zwischen Literacy und Alphabetisierung.

Was genau ist Web-Literacy und warum ist sie so wichtig?

Web-Literacy sollte bestehen aus:

Mozilla's Web Literacy Map, created by a community of stakeholders. (Lizenz s. u)
Mozilla’s Web Literacy Map, created by a community of stakeholders. (Lizenz s. u)

Sicherheit ist hier im Anforderungskatalog zu finden – und meint vor allen Dingen die Sicherheit beim Surfen. Das Wissen, dass nicht jeder Link, den man anklicken kann, auch geklickt werden sollte. Aber zur Sicherheit zählt auch das Wissen um die Wichtigkeit von Updates.

Das Programmieren steht mit in der Liste der Fähigkeiten. Keine Angst – niemand muss jetzt HTML oder CSS lernen. Aber ein grundlegendes Verständnis kann auch einem „Normal-User“ zugutekommen.

Auch Dinge wie Infrastruktur (Warum ist z.B. das Billig-Hosting einiger Anbieter gar nicht für eine sinnvolle Website tauglich?) stehen im Programm.

Aber auch:

  • Wie produziert man Inhalte fürs Netz – wie unterscheiden sie sich von anderen Texten?
  • Wie produziert man Inhalte für seine Leser und was ist Google an Texte wichtig?
  • Wie hält man Leser auf seiner Seite und bringt sie zu bestimmten Aktionen (anrufen, Angebot anfordern, bestellen etc.)
  • Wie verhält es sich mit Datenschutz? Was muss auf der eigenen Seite da beachtet werden?
  • Wie sollte man in sozialen Netzwerken agieren

Viel Zeug, nicht wahr?

Deswegen hat sich WERK 70 auf die Fahnen geschrieben, etwas für die „Web Literacy“ zu tun. Deswegen haben wir hier eine neue Rubrik eingerichtet und werden sie nach und nach mit Inhalten füllen. Mit Wissen, rund ums Netz, Websites und einigem Drumherum.

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Bildquelle: Wikipedia. (CC BY 4.0)

Veröffentlicht inWeb Literacy

Ein Kommentar

  1. Thies Thies

    eine noch größere Falle für Mißverständnisse als in Begriffen, die der Kunde nicht kennt, sehe ich in solchen, die ihm vertraut scheinen – aber mit anderer Bedeutung als beim Fachmann: ein klassisches Beispiel aus meinem Fachbereich ist das Wort „Anlage“: für den Fachmann ist das ein hierarchisch strukturiertes System mit einer zentralen Steuereinheit, während der Laie damit auch ein einfaches Endgerät bezeichnet (welches ihm gefühlt zu hoch komplex ist, lediglich weil es ein Kabel mehr und eine Handvoll Tasten mehr hat, als er spontan einordnen kann).

    Oder, auch „immer wieder gerne genommen“: der Kunde will nicht peinlich doof erscheinen, und ergugelt sich vor dem Gespräch mit dem Fachmann schnell ein paar Fachbegriffe – oftmals solche, wo man erst auf den dritten Blick merken kann, daß er ihren Inhalt höchstens halb verstanden hat. Dann kann man auch hervorragend aneinander vorbeireden.

    Ich beginne daher Kundengespräche gern mit der Einladung „reden Sie ruhig Deutsch mit mir“.

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